Auf der Suche nach den Mitarbeitern von ThomasLloyd

Und wie­der gibt es Neu­ig­kei­ten zu Tho­masLloyd. Die Tho­masLloyd Group schreibt sich unter www.thomas-lloyd.com nach wie vor “The Power to Make a Dif­fe­rence” zu. Die “Dif­fe­rence” spü­ren die Tho­masLloyd-Anle­ger aller­dings schmerz­lich, näm­lich in ihren Geld­beu­teln. Denn die Aus- und Rück­zah­lun­gen aus den weit über hun­dert ver­schie­de­nen Kapi­tal­an­la­ge­pro­duk­ten blei­ben aus. Egal, ob es um Fonds­be­tei­li­gun­gen, Direkt­in­ves­ti­tio­nen oder Anlei­hen geht, über­all war­ten die rund 60.000 Anle­ger auf ihr Geld. Sie wer­den hin­ge­hal­ten, wis­sen aber gar nicht genau, von wem eigent­lich. Also ist der Akti­ons­bund der Fra­ge nach­ge­gan­gen, wo sind all die Tho­masLloyd Mitarbeiter?

Was ist über Stand­or­te von Tho­masLloyd bekannt

Die Tho­masLloyd Group hat­te nach eige­nen Anga­ben mehr als 250 Mit­ar­bei­ter im Jahr 2018. Das “Seni­or Manage­ment” saß damals haupt­säch­lich an den Stand­or­ten Zürich und Lon­don. Die für die Anle­ger wesent­li­chen Unter­neh­men haben aus­weis­lich der Anga­ben in den Tho­masLloyd-Pro­spek­ten und Leis­tungs­bi­lan­zen ihren Geschäfts­sitz an den im Schau­bild dar­ge­stell­ten Adressen.

Die Anle­ger erfah­ren jedoch nicht, wel­che Mit­ar­bei­ter bei Tho­masLloyd für sie tätig sind. Die Infor­ma­ti­ons­schrei­ben, die nur per E‑Mail ver­schickt wer­den, tra­gen jeden­falls kei­ne Unter­schrif­ten. Wer­den sie schon mit KI verfasst?

Um die Men­schen hin­ter der Fas­sa­de zu fin­den, haben wir in den letz­ten vier Wochen eine Recher­che durch­ge­führt und den Tho­masLloyd-Stand­or­ten mit den Büro­adres­sen in Zürich, Lon­don, Frank­furt und Mün­chen jeweils einen Besuch abge­stat­tet. Gefun­den haben wir zu Tho­masLloyd gehö­ren­de Men­schen gera­de mal an zwei der vier Adres­sen, die eigent­li­che Anle­ger­ver­wal­tung jedoch an kei­nem der ThomasLloyd-Standorte.

Beginn der Tho­masLloyd-Recher­che in Frank­furt am Main

Hanau­er Land­str. 291B, Frankfurt

In der Hanau­er Land­stra­ße 291B steht eine Regus-Immo­bi­lie. Dort kann man ein­zel­ne Büros anmie­ten. Weder am Klin­gel­schild noch an den Brief­käs­ten fin­det sich ein Hin­weis auf die Tho­masLloyd-Unter­neh­men. Aber in der vier­ten Eta­ge beim Regus-Emp­fang kann man Brie­fe für Tho­masLloyd abge­ben. Dort stellt auch der Gerichts­voll­zie­her Post für die Tho­masLloyd-Unter­neh­men zu. Eige­ne Büros von Tho­masLloyd gibt es dort nicht. Es ist offen­sicht­lich, dass man sowohl die Akten als auch die Mit­ar­bei­ter der Anle­ger­ver­wal­tung von Tho­masLloyd in Frank­furt ver­geb­lich sucht.

Der Weg führt uns wei­ter nach Zürch

Wir sind nach Zürich wei­ter­ge­zo­gen. Die Leis­tungs­bi­lan­zen und Pro­spek­te von Tho­masLloyd wei­sen für die in Zürich ansäs­si­ge Tho­masLloyd Glo­bal Asset Manage­ment (Schweiz) AG als Adres­se die Ura­ni­a­stra­ße 35 aus. Dort hängt auch ein Fir­men­schild von Tho­masLloyd mit der Anga­be, dass im zwei­ten Stock ein Büro von Tho­masLloyd zu fin­den sei. Es ist ein Mitt­woch im August gegen 14:00 Uhr. Wir klin­geln, aber nie­mand öff­net. Vor der Tür erklä­ren uns zwei freund­li­che Her­ren, der Ein­gang zum Büro von Tho­masLloyd sei auf der Rück­sei­te in der Sihl­stra­ße 38. Die­se Adres­se ist im Schwei­zer Han­dels­re­gis­ter als Sitz der Tho­masLloyd Glo­bal Asset Manage­ment (Schweiz) AG aus­ge­wie­sen. Auch dort fin­den wir ein Fir­men­schild mit dem Hin­weis auf den zwei­ten Stock. Die Ein­gangs­tür ist offen. Wir stei­gen in den zwei­ten Stock. Auf unser Klin­geln öff­net uns eine gepfleg­te Dame die Ein­gangs­tür einen Spalt breit und fragt nach unse­rem Anlie­gen. Ich stel­le mich vor und bit­te dar­um, jeman­den von der Anle­ger­ver­wal­tung zu spre­chen. Mit wem ich denn bis­her zu tun gehabt habe, will sie — nicht direkt unfreund­lich, aber spür­bar abwei­send — wis­sen. Ich erwi­de­re, dass ich bis­her im Aus­tausch mit Mat­thi­as Klein ste­he, wor­auf­hin sie ent­geg­net, ich sol­le ich mich per E‑Mail an ihn wen­den. Hier sei er nicht zu spre­chen und auch sonst nie­mand von der Anle­ger­ver­wal­tung. Über ihre Schul­ter hin­weg und an der von ihr fest gehal­te­nen Tür vor­bei bli­cken wir in ein anschei­nend lee­res Büro.

Eine ähn­li­che Erfah­rung hat­te vor eini­gen Wochen im Übri­gen auch ein Tho­masLloyd-Anle­ger gemacht, dem gleich­falls von einer Dame der Zutritt ver­wehrt wur­de mit dem Hin­weis, hier käme nur spo­ra­disch jemand vor­bei und der­zeit sei nie­mand zu sprechen.

Zurück nach Deutsch­land in München

Der Weg führt uns wei­ter nach Mün­chen in die Hop­fen­stra­ße 8. Die­se Adres­se steht seit eini­ger Zeit anstel­le der Frank­fur­ter Anschrift im Impres­sum auf der Tho­masLloyd-Inter­net­sei­te. Tho­masLloyd ist auch bei der Beschil­de­rung ange­ge­ben und soll im Dach­ge­schoss ansäs­sig sein. Tat­säch­lich öff­net ein Mann bei unse­rem nach­mit­täg­li­chen Besuch die Tür, gibt aber auf unse­re Nach­fra­ge an, die Anle­ger­ver­wal­tung habe ihren Sitz in Zürich, in Mün­chen gäbe es nur den Kern der Mar­ke­ting­ab­tei­lung. Lei­der kön­ne er nicht wei­ter­hel­fen und auch nicht erklä­ren, war­um wir in Zürich nicht fün­dig gewor­den sei­en. Ein drit­tes Mal Fehlanzeige.

Es geht wei­ter nach London

Um das Bild abzu­run­den und kei­ne Mög­lich­keit außer Acht zu las­sen, haben wir auch in Lon­don nach­ge­se­hen. Anders als an den ande­ren drei Adres­sen han­delt es sich bei Nova North, 11 Bres­sen­den Place um eine durch­aus beein­dru­cken­de Immo­bi­lie. Aller­dings fin­det sich — ähn­lich wie in Frank­furt — nir­gends ein erkenn­ba­rer Hin­weis auf Tho­masLloyd. Zu unse­rem Glück ist der Emp­fang in der impo­san­ten Ein­gangs­hal­le mit einer aus­kunfts­be­rei­ten Dame besetzt. Ja, Tho­masLloyd sei hier gemel­det und kön­ne auf der Eta­ge der Argos einen “con­fe­rence room/­mul­ti-workspace” mit nut­zen. Dau­er­haft sei dort aber nie­mand von ThomasLloyd.

Fazit

Wo also arbei­ten sie, die mehr als 250 Mit­ar­bei­ter, die sich um die Mil­li­ar­den­in­ves­ti­tio­nen der Anle­ger küm­mern? Sit­zen sie alle im Home­of­fice? Aber wo sind die Akten? So wenig, wie die Ver­mö­gens­wer­te der Tho­masLloyd-Gesell­schaf­ten greif­bar sind, so wenig greif­bar ist auch die Mann­schaft. Die Erkennt­nis­se aus unse­ren per­sön­li­chen Besu­chen legen den Ver­dacht nahe, dass sich die gesam­te Grup­pe in Auf­lö­sung befin­det. Aber wel­che Behör­de fühlt sich zustän­dig, die­ses Kon­strukt, bei dem sich nach unse­rer Auf­fas­sung der Betrugs­ver­dacht immer wei­ter ver­stärkt, unter die Lupe zu neh­men? Ist das gan­ze Tho­masLloyd-Kon­strukt nur (noch) eine Chimäre?

Ins­be­son­de­re den Ver­mitt­lern der Tho­masLloyd-Anla­gen, die über erstaun­lich lan­ge Zeit Loya­li­tät zu Tho­masLloyd bewie­sen haben, möch­te ich ans Herz legen, an die­ser Stel­le ein­mal nach­zu­boh­ren. Viel­leicht hilft das, die Wahr­heit aufzudecken.

Ber­lin, 10. Sep­tem­ber 2024, Kers­tin Kondert

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